FIPS-NEWS Nr. 6: Personzentrierte Krisenintervention und Suizidprävention mit Gefangenen – Dokumente Teil 1

Editorial

In FIPS NEWS Nr. 1 und FIPS NEWS Nr. 2 wurde anlässlich zweier Ausstellungen von Bildern von Gefangenen die Suizidprävention im Gefängnis vorgesellt. In dieser und weiteren Ausgaben von FIPS NEWS werden Dokumente  unseres Konzepts der  „Personzentrierten Krisenintervention und Suizidprävention mit  Gefangenen“ veröffentlicht.

Die  auf diesem Konzept basierende Arbeit mit Untersuchungsgefangenen begann 2006 in der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt und wurde ab 2012 in der Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main I fortgesetzt. 2016 wurde das Konzept auch in der Frauenanstalt in Frankfurt am Main implementiert.

Von Beginn an waren wir bemüht in selbstorganisierten Supervisionen unsere Arbeit zu reflektieren, zu evaluieren und unser Konzept weiter zu entwickeln. Außerdem haben wir nach unseren Möglichkeiten die Öffentlichkeit über die Lage inhaftierter Untersuchungsgefangener und die Suizidgefährdung im Gefängnis informiert, da das Leben der Gefängnisinsassen weitgehend unbekannt und durch Vorurteile geprägt ist.

Auch unsere Öffentlichkeitsarbeit hat zur Entwicklung unseres Konzepts beigetragen, da wir damit eine Möglichkeit hatten, unsere Erfahrungen auszuwerten und darzustellen. Die nun veröffentlichten Dokumente über diese Arbeit zeigen, wie sich das personzentrierte Konzept und die therapeutische Arbeit mit suizidgefährdeten Gefangenen entwickelt haben.

Wir möchten hiermit auch in der Debatte über die therapeutische Arbeit mit Gefangenen einen Beitrag leisten.

Krisenintervention und Suizidprävention bei neu inhaftierten Untersuchungsgefangenen (risk assessment)

(Folien zum Vortrag auf der 8. Weiterstädter Fachtagung am 20.06.2007)

Folie 1: Risikogruppen im Gefängnis:

  • Personen mit Gewaltstraftaten mit Beziehungshintergrund,
  • Personen mit Tötungsdelikt,
  • Personen, die im öffentlichen Medieninteresse stehen,
  • Personen mit psychischen Vorerkrankungen und/oder Suchterkrankungen,
  • Personen, die älter als 55 Jahre sind, Personen mit Sexualdelikten.
  • Die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe ist noch keine Diagnostik.

Folie 2: Kriterien zur Auswahl der Teilnehmer:

  • Suizidgefährdung,
  • Gefahr der Selbstverletzung,
  • Psychische Labilität,
  • Erhöhte Schwierigkeiten bei der Integration in den Vollzug,
  • Krisenhafte Verarbeitung der Inhaftierung und/oder des Tatvorwurfs.
Meine erste Reise endet im Gefängnis © Peter Milde

Folie 3: Strukturelle Bedingungen:

  • Die Krisenintervention findet als Gruppenmaßnahme statt.
  • Die Behandlung beinhaltet sozialpädagogische, kunsttherapeutische, spieltherapeutische und kunstpädagogische Maßnahmen.
  • Die Krisenintervention wird von externen Fachkräften durchgeführt.
  • Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt durch interne Fachkräfte.
  • Die Behandlung findet an 4 Tagen pro Woche mit insgesamt 12 Zeitstunden statt.
  • Die einzelne Maßnahme umfasst 3 Zeitstunden.
  • Die Behandlung ist in der Regel auf 6 Wochen angelegt.
  • Externe und interne Fachkräfte nehmen gemeinsam an einer selbstorganisierten Supervision teil.

Folie 4: Materielle und personelle Ausstattung:

  • Ein für die Gruppenmaßnahme ausgestatteter großer Raum.
  • Ein Gesprächsraum für die Durchführung der Diagnostik.
  • Vier externe Fachkräfte für je drei Zeitstunden pro Woche.
  • Materialien für kunsttherapeutische, sozialpädagogische und spieltherapeutische Maßnahmen.
  • Finanzierung der Personal- und Materialkosten aus Mitteln des HMdJ.

Folie 5: Anforderungen an die Teilnehmer:

  • Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig.
  • Nach einer Entscheidung für die Teilnahme wird eine freiwillige Verpflichtung für 6 Wochen erwartet.
  • Die Teilnahme bringt weder Privilegien noch Nachteile im Vollzug.
  • Die Teilnahmedauer ist in der Regel auf 6 Wochen begrenzt.
  • Eine Verlängerung der Teilnahme ist jedoch nach Einschätzung möglich.
  • Die Teilnehmer und die Gruppenleitung verpflichten sich zur Verschwiegenheit gegenüber Außenstehenden.
  • Es können gleichzeitig bis zu 8 Personen teilnehmen.

Folie 6: Behandlungsziele:

  • Bewältigung suizidaler Gefühle, Gedanken und Verhaltens,
  • Psychische Stabilisierung,
  • Integration in den Vollzug, -Bewältigung emotionaler und affektiver Krisen.

Folie 7: Veränderungsziele:

  • Selbstwert stärken,
  • Ressourcen und Stärken erkennen und entwickeln,
  • Konflikte und Probleme erfahrbar zu machen und zu bewältigen,
  • Möglichkeiten erkennen, um die aktuelle Lebenskrise zu überwinden,
  • Perspektiven für die Zukunft entwickeln,
  • Selbstachtung, Mut und Zuversicht erlangen.

Folie 8: Aufgaben der Leitung:

  • Die Leitung der Krisenintervention übernimmt der Vollzugsabteilungsleiter, vom Beruf Diplom-Sozialarbeiter mit Zusatzqualifikation in Personzentrierte Beratung und Krisenintervention.
  • Weiterentwicklung des Konzepts.
  • Entscheidung über die Aufnahme von Gefangenen in das Projekt.
  • Entscheidung über die Anordnung, Veränderung und Aufhebung von besonderen Sicherungsmaßnahmen.
  • Koordination der Tätigkeit der externen und internen Mitarbeiter_innen.
  • Leitung der selbstorganisierten Supervision.
  • Projektauswertung,
  • Darstellung des Projekts nach außen.

Folie 9: Soziale Diagnostik:

  • Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen,
  • Aufenthalt und ggf. Aufenthaltsstatus, -Wohnsituation und Unterkunft bei Entlassung,
  • Sicherung von Habe und Eigentum,
  • Finanzielle Leistungen und finanzielle Verpflichtungen,
  • Kontakte zu Beratungsstellen, externen Helfern,
  • Suchtproblematik,
  • Sonstiges.

Folie 10: Risikodiagnostik:

  • Hinweise auf konflikthafte Beziehungsgestaltung,
  • Hinweise auf psychische Störungen in der Anamnese,
  • Hinweise auf delinquentes Verhalten in der Anamnese,
  • Hinweise auf Suizidgefährdung,
  • Verarbeitung des Tatvorwurfs und der Inhaftierung,
  • Einschätzung der emotionalen Stimmung im Gespräch,
  • Ergebnis: Entscheidung, ob eine psychologische Einschätzung und Krisenintervention erforderlich erscheint.

Folie 11: Psychologische Diagnostik und Behandlung:

  • Diagnostische Gespräche zur Einschätzung der Suizidalität und der Hilfebedürftigkeit,
  • Empfehlung zur Aufnahme in die therapeutische Maßnahme, Begleitende Einzelgespräche,
  • Evaluation der Effekte der therapeutischen Behandlung nach dem psychologischen Test „Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV)“ von M. Zielke und C. Kopf-Mehnert, Testzentrale Göttingen, Weinheim 1978.

Folie 12: Krisenintervention I – Kunsttherapeutische Gruppe:

  • Künstlerische Arbeiten werden nicht bewertet.
  • Prozess der Selbsterforschung mit kreativen Mitteln.
  • Gefühle und das momentane Erleben kommen zum Ausdruck.
  • Selbstvertrauen und der Mut, sich der gegenwärtigen Lebenssituation und ihren Ursachen zu stellen, werden gestärkt.
  • Neue, vertiefende Einsichten in das eigene Leben werden ermöglicht.
  • Eine neue Art von Kommunikation, in der Wertschätzung und Empathie erlebt werden, wird erfahrbar gemacht.
Bilder die Kraft geben: Erinnerung an die Heimat und die Familie © Peter Milde

Folie 13: Krisenintervention II – Gruppe kreatives Gestalten:

  • Ein bildnerisches Thema wird vorgegeben.
  • Akzeptierende Haltung und fachliche Förderung durch die Kunstpädagogin motiviert zur künstlerischen Leistung.
  • Die Teilnehmer konzentrieren sich auf den künstlerischen Prozess.
  • Kreativität wird als persönliche Ressource erlebt.
  • Die Ergebnisse werden am Ende des Termins besprochen.
  • Der Ansporn in der Gruppe löst die Teilnehmer aus ihrer Isolation.

Folie 14: Krisenintervention III – Sozialtherapeutische Gruppenberatung und Spieltherapie:

  • Austauschen über die psychosozialen Befindlichkeit,
  • Besprechen von Problemen bei der Integration in die Gefangenengemeinschaft,
  • Entwickeln und Üben von sozialen und kommunikativen Fähigkeiten,
  • Bewältigen von Problemen und belastenden Erfahrungen und Ereignissen.

Folie 15: Evaluation I:

  • 63 Untersuchungsgefangene haben vom Mai 2006 – Juni 2007an der Krisenintervention teilgenommen.
  • Nach Abschluss der Behandlung waren 14 Gefangene soweit stabilisiert, dass sie zur Arbeit in der Anstalt eingesetzt werden konnten.
  • Aus dem Kreis der Teilnehmer hat keiner einen Suizidversuch oder eine Selbstverletzung unternommen.
  • Die zu Beginn der Haft angewandten besonderen Sicherungsmaßnahmen konnten bei fast allen Teilnehmern im Verlauf der therapeutischen Behandlung aufgehoben werden.

Folie 16: Evaluation II:

Aussagen von Teilnehmern zu ihrer emotionalen Befindlichkeit nach Abschluss der Behandlung:

  • „… Ablenkung, damit ich von bestimmten Gedanken wegschaue…“
  • „… die Gespräche in der Gruppe haben mir sehr geholfen..“
  • „… ich kann jetzt alleine bleiben…“
  • „… ich bin gefühlsmäßig stärker geworden…“
  • „… ich hatte Ansprechpartner im Vertrauen…“
  • „… die Gruppe hat mir Halt gegeben…“ -„… ich finde durch die Gruppe besseren Anschluss…“
  • „… ich komme jetzt besser mit der Tat klar…“
  • „… ich erlebe, dass sich jemand um mich kümmert…“

Folie 17: Evaluation III:

  • Bei 15 der Teilnehmer konnte der Test VEV zur quantitativen und qualitativen Messung der Veränderung der Befindlichkeit eingesetzt werden.
  • Bei 14 dieser Personen ergab sich eine positive Veränderung auf hochsignifikantem Niveau (p<= 0,1%).
  • Besonders nachhaltig wirkte sich die positive Veränderung in den Bereichen emotionale Stimmung, Akzeptanz der gegenwärtigen Lage sowie in Form der Reduktion innerer Spannung aus.

Wie werden in der Krisenintervention und Suizidprävention mit Gefangenen die Behandlungs- und Veränderungsziele erreicht?

(Auszug aus dem Vortrag am 20. Juni 2007 auf der 8. Weiterstädter Fachtagung von Ausblick e.V. )

Unsere therapeutischen Interventionen basieren auf dem personzentrierten Konzept von C. Rogers,  das auf Wachstum, Reifung, und Veränderung der Persönlichkeit abzielt. Dies wird möglich, wenn die therapeutische Intervention an der Person ansetzt. Es geht also darum, was  der Klient will und nicht darum, was der Therapeut, was das Gefängnis oder was die Gesellschaft.

Was bedeutet dies konkret?

Das Erleben eines neu Inhaftierten ist vor allem geprägt von der Angst vor der neuen Situation im Gefängnis, Angst vor dem mit der Inhaftierung verbundenen sozialen Absturz und der Angst vor dem subkulturellen Milieu im Gefängnis. Die erste Reaktion ist Rückzug und Isolation in einer Situation, in der der Inhaftierte seiner gewohnten Beziehungen und sozialen Kontakte beraubt ist und helfende und stützende Beziehungen fehlen. Hinzu kommt die Konfrontation mit der Tat, bzw. dem Tatvorwurf. Der Gefangene erlebt durch die Ermittlungen und die Institut Gefängnis – inklusive der dort Beschäftigten –  massive Abwertungen, die sich auf die Selbstbewertung übertragen können.

Wir haben es also mit einer Person zu tun, deren aktuelles Erleben inkongruent ist zu ihrem Selbstbild.  Ohne eine Therapie könnte die Person nur ihr Abwehrverhalten immer weiter steigern und wenn dies nicht mehr gelingt, kommt es zu ihrem psychischen Zusammenbruch.

Die Gefangenen, die in die therapeutischen Gruppen kommen, zweifeln an sich selbst, haben den Boden unter ihren Füßen verloren, erleben viele Ängste und befinden sich in einer schweren psychischen Krise mit dem Verlust ihres Willens zum Leben.

Um in dieser Situation Suizide zu vermeiden, ist der Kern unserer Interventionen, dass den Gefangenen selbst zu aktivieren, ihm Erfahrungen zu ermöglichen, in denen er sein Selbstvertrauen in einer schwierigen Lebenslage wieder erlangen kann. Im therapeutischen Prozess steht Gewahrwerdung und Selbstreflektion mit dem Selbstbild, den Gefühle, den Einstellungen, den Interessen und den Bedürfnisse im Mittelpunkt. Für das Gelingen eines therapeutischen Prozesses hängt viel von der therapeutischen Beziehung, von den therapeutischen Interventionen ab.

Wenn die Person in der Therapie ihre aktuellen Gefühle, ihre Bedürfnisse und ihre Interessen äußert und sich mit diesen auseinandersetzt, so macht sie sich damit angreifbar. Und zwar nicht nur deshalb, weil sich herausstellen mag, dass diese Bedürfnisse, Gefühle und Interessen auf eine destruktive Weise – im kriminellen Verhalten – ihren Ausdruck gefunden haben. Nein, eine solche Erfahrung in der Therapie ist auch deshalb schmerzlich, weil sich herausstellen mag, dass zurückliegende erlebte psychische Verletzungen und Traumata u.U. schon eine lange Zeit abgewehrt und tief in der Psycho verborgen, unterhalb der Schwelle der Gewahrwerdung ein entfremdetes Selbst hervorgebracht haben. Somit entsteht in diesem Prozess der Gewahrwerdung auch eine tiefe Verunsicherung und setzt ein Vertrauen zur Therapeut / Therapeutin voraus.

Indem die Therapeutin / der Therapeut jede Beurteilung, jede Wertung oder gar jede Verurteilung unterlässt, entsteht eine angstfreie Situation. Der Gefangene wird vielleicht zum ersten Mal im Leben die Erfahrung machen, dass ihm jemand zuhört, ihn akzeptiert, so wie er ist und er daher nicht sich so äußern muss, wie andere ihn sehen wollen. Diese akzeptierende und wertschätzende Haltung der Therapeutin / des Therapeuten (wobei der Therapeut / die Therapeutin durchaus kongruent mit sich sein soll, d.h. eigene Grenzen und Bezüge transparent macht) ermöglicht es dem Gefangenen, sich selbst so zu betrachten, wie er ist und nicht so, wie er sich gerne sehen möchte.

Bild nach dem Text „Frei sein, wo immer du bist“ von Thich Nhat Than © Peter Milde

Emphatisches Verstehen (spiegeln dieser Gewahrwerdung und des Erkennens durch die Therapeutin / den Therapeuten) – sei es in der personzentrierten Kunsttherapie oder sei es in der sozialpädagogischen Gruppenberatung – fördert diese Selbstexploration und eröffnet dem Gefangenen nun neue Türen. Hierbei geht es nicht um diagnostische Klassifizierung oder analytische Deutung. Im Gegenteil es geht um die möglichst genaue Beschreibung und Widergabe der psychischen Befindlichkeit, des Erlebens, der persönlichen Problematik, der Gefühle und Ängste, der Bedürfnisse, der Wünsche und Interessen des Gefangenen. Die personzentrierte Therapeutin / Therapeut versteht sich als ein Begleiter und nicht als ein Interpret.

Der Gefangene kann jetzt die erlebte Verunsicherung konstruktiv und nicht weiter destruktiv verarbeiten. Er kann sein Selbst mit all ihren Anteilen betrachten, sich selbst fragen, wie es weiter gehen soll, was für ihn wichtig ist und welchen Schmerz er vielleicht anderen angetan hat. So wird es ihm möglich, Werte, Einstellungen, Verhalten, die eigene Biographie zu hinterfragen und Ressourcen wieder zu entdecken oder neue Fähigkeiten zu entwickeln. Das zurückgelegte Leben wird nicht mehr starr und unveränderbar auch die Zukunft in ausgetretenen Bahnen lenken, sondern neue Perspektiven, neue Strategien und Möglichkeiten mit Problemen, Beziehungen, Krisen und Zielen, aber auch mit Gefühlen und Bedürfnissen umzugehen, können zugelassen werden. Das erlangte Selbstvertrauen eröffnet neue, hoffentlich positive Ziele, Träume … 

In diesem Prozess nimmt die künstlerisch-kreative Arbeit einen wesentlichen Stellenwert ein.

In der Gruppe der personzentrierten Kunsttherapie werden die  Arbeiten nicht nach üblichen ästhetischen Gesichtspunkten bewertet und analysiert. Die künstlerische Gestaltung soll eine Situation kreieren, in der ein Prozess der Selbsterforschung mit kreativen Mitteln in Gang kommt. Die kreative Beschäftigung selbst steht im Zentrum und soll Freude wecken, sich neu, anders und schöpferisch auszudrücken und neu zu entdecken. Dies motiviert im künstlerischen Prozess, Gefühle und das momentane Erleben auszudrücken. Sich auf bildnerische und gestalterische Herausforderungen einzulassen, gibt Vertrauen und Mut, sich der gegenwärtigen Lebenssituation und ihren Ursachen zu stellen. Der Blick auf das eigene künstlerische Werk schafft neue, vertiefende Einsichten in das eigene Leben.

Das Gespräch in der Gruppe über die Erfahrungen im künstlerischen Prozess führt zu einer neuen Art von Kommunikation, in der Wertschätzung und Empathie erlebt werden und die Mitglieder der Gruppe sich gegenseitig stabilisieren.

In der Gruppe kreatives Gestalten wird häufig ein bildnerisches Thema vorgegeben, das zu einer künstlerischen Leistung und einem gestalterischen Ergebnis anspornt. Eine differenziert akzeptierende Haltung und eine fachliche Förderung motiviert zum künstlerischen Leistungs- und Gestaltungsprozess. Die Übung in Gestaltungsfähigkeit wird als persönliche Ressource erlebt.

Durch die Konzentration auf den kreativen Prozess können können die Teilnehmer sich von belastenden Gedanken frei machen. Der Umgang mit Farben und Formen wirkt beruhigend und harmonisierend. Ausdauer und Frustrationstoleranz, die sonst nicht unbedingt eine Stärke der Gefangenen sind, werden als Persönlichkeitsanteile wahrgenommen. Das künstlerisch-kreative Tun führt unmittelbar zu einer psychischen Entlastung. Am Ende des Gruppentermins werden die Ergebnisse besprochen. Dies verstärkt sichtbar die Freude und das Selbstvertrauen. Mit den Bildern haben die Gefangenen etwas Positives vorzuweisen, sie verbinden sich mit ihren gelungenen Anteilen und häufig verschicken oder übergeben sie die Bilder an ihre Familie. 

20.06.2007      Peter Milde

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